Vom Rikoti-Pass sind wir nach Khashuri hinab gerollt, wo wir das erste Mal in Georgien gezeltet haben. Da das Wetter nach einer Woche Regen endlich wieder klar war, hatten wir von unserem Zeltplatz aus wunderbare Aussicht auf die Berge des Großen Kaukasus!
Unser gefrorenes Zelt mit dem Großen Kaukasus im Hintergrund
Bis hierher waren wir mehr oder weniger entlang der Hauptverkehrsstraße durch Georgien unterwegs, welche die türkische Küste mit Aserbaidschan, Armenien und darüber hinaus verbindet. Auf dieser Straße hat es wirklich keinen Spaß gemacht, zu radeln, bei den ganzen Fernlastwagen und den verrückten georgischen Fahrern (wir wollen das wirklich nicht noch weiter breit treten, aber wir waren noch in keinem anderen Land, wo so viele Autos mit Beulen und fehlenden Stoßstangen unterwegs waren), aber wir konnten keine guten Alternativen finden. Nach Khashuri jedoch konnten wir fast den ganzen Weg bis Tbilisi einer Nebenstraße folgen, auf der das Radfahren durch beeindruckende Landschaften bei wenig Verkehr wirklich Spaß gemacht hat.
In Gori, der Heimatstadt von Stalin, haben wir einen Tag Pause eingelegt, aber wegen Stalin waren wir nicht gekommen (es gibt dort aber ein Museum über den "Helden" der Stadt). Stattdessen haben wir einen Ausflug nach Uplisziche unternommen, eiber antiken Höhlenstadt ca. 10km von Gori. Als eine der ältesten Siedlungen der Kaukasus-Region bietet die Stadt Gebäude von der frühen Eisenzeit bis ins späte Mittelalter. Die Größe und der Detailgrad einiger der Räume, die vor so langer Zeit von Hand in den Fels geschlagen wurden und heute noch stehen, haben uns sehr beeindruckt.
"Halle mit einer einzelnen Säule" in Uplisziche
Als nächstes ging es dann weiter nach Mtskheta, eine der ältesten georgischen Städte und ehemals die Hauptstadt des antiken Königreichs Iberien, einem Gebiet, welches ungefähr den heutigen östlichen Georgien entspricht. In Mtskheta war es auch, dass St. Nino, eine Missionarin aus Kappadokien, ihre missionarische Arbeit begann, die zur Christianisierung Iberiens im frühen 4. Jh. führte. Nach Armenien wurde Iberien damit zum zweiten Land auf der Welt welches das Christentum zur offiziellen Religion erklärten. Einige der wichtigsten Denkmale des Georgischen Orthodoxen Christentums befinden sich in Mtskheta, einschließlich der Svetitskhoveli-Kathedrale und des Jvari-Klosters.
Von Mtskheta aus war es dann nur ein kleiner Hüpfer in die Hauptstadt Tbilisi. Wir mussten einige Tage dort verbringen, um unsere Visa für Iran zu beantragen, und nutzten die Zeit, um die Stadt mit einer weiteren kostenlosen Tour zu entdecken und ein paar Ausrüstungsgegenstände zu reparieren. Wir waren auf der Suche nach allerlei Kleinkram und bekamen den Tipp, zu den Märkten beim Bahnhofsplatz zu gehen. Wir waren schon auf anderen großen Märkten, aber haben wohl noch nie eine solche Anhäufung von Märkten gesehen, auf denen alles, was man je brauchen könnte, angeboten wird, über- und unterirdisch, mit Gängen hinab in Labyrinthine in denen noch mehr verkauft wird. Unsere "Beute": zwei Hüte mit breiter Krempe (um sie an unsere Helme zu basteln), ein repariertes Rücklicht, Schraube und Mutter, und ein großer Beutel Körner und Gemüse.
Außerdem haben wir herausgefunden, dass es richtige Gemeinde von Reisenden gibt, die irgendwie in Tbilisi hängengeblieben sind, darunter auch viele Radreisende, die auf dem Weg irgendwo anders hin durch Tbilisi kamen und dann letztendlich für einige Monate blieben, oft zum Überwintern, aber auch aus anderen Gründen. Die lockeren Einreise- und Arbeitsbestimmungen (Bürger vieler Länder können ohne Visum für ein Jahr einreisen und dürfen auch arbeiten) machen es einfach, in Georgien eine lange Pause von einer langen Reise einzulegen, aber wir haben der Versuchung widerstanden...
Von Tbilisi haben wir dann nur noch drei Tage bis zur Grenze gebraucht. Unterwegs kamen wir durch Sighnaghi, ein hübsches Städtchen oben auf einem Hügel (und ein beliebter Ort zum Heiraten), und Lagodekhi, eine kleine Stadt am Fuße des Großen Kaukasus, von wo aus wir dann nach Aserbaidschan weiter gefahren sind. Unterwegs war das Wetter deutlich wärmer und uns fiel auf, dass viele Bäume anfingen zu blühen. Der Frühling ist da!