Zuerst sind wir die Küste des Ionischen Meers von der albanischen Grenze nach Patras gefahren. Die erste Nacht haben wir zwischen Orangenplantagen gezeltet. Es hat uns überrascht, wie viele Orangenplantagen wir gesehen haben, sobald wir im Land waren. Es ging auf Weihnachten zu und wir fanden, dass die Bäume ein bisschen wie dekorierte Weihnachtsbäume aussahen 😉.
Hinter Parga sind wir hinab zu einem richtig schönen Strandabschnitt gefahren, der nun im Winter größtenteils verlassen war. Die Straße führte direkt am Meer entlang und es war eine fantastische Fahrt - für ein paar km. Auf unserer Karte sah die Straße ziemlich flach aus, aber tatsächlich gab es einige steile Hügel, die wir zwischen den Strandabschnitten überqueren mussten. Und dann war die Strandstraße, kurz vor ihrem Ende, auch noch durch eine Baustelle blockiert. Wir wollten sie durch eine schlammige Stelle umfahren, aber der Schlamm war so klebrig, dass er unsere Räder sofort fest blockierte und wir so erstmal steckenblieben. Nachdem wir die Räder soweit wieder gangbar gemacht hatten, dass wir weiterfahren konnten, waren wir so erschöpft, dass wir entschieden, das nächste Airbnb, das wir finden konnten, zu buchen. Dort haben wir dann nochmal eine Stunde damit verbracht, den restlichen Schlamm von den Fahrrädern zu waschen. Müde und hungrig sind wir dann ins Ortszentrum gefahren, um einen Supermarkt zu finden, aber er war geschlossen. Tatsächlich erschien der ganze Ort dunkel und verlassen, bis auf ein paar Restaurants am Strand. Glücklicherweise haben wir nach einiger Suche dann doch noch einen Minimarkt gefunden.
Strand von Loutsa. Es gab viele Restaurants und Bars, aber alles war im Winter geschlossen.
Um am nächsten Tag wieder aufzuholen, sind wir fast 90km um den Ambrakischen Golf nach Amfilochia gefahren, wo Hannah eine Übernachtung im unbewohnten Haus eines Freundes arrangiert hat. Von Amfilochia ging es dann durch schöne Landschaften weiter Richtung Süden, wobei wir einen Stopp in Stratos einlegten, um die Ruinen der antiken Stadt zu besichtigen. Dies war die einzige archäologische Stätte, die wir vor Athen besucht haben, obwohl wir unterwegs Schilder zu unzähligen anderen Stätten gesehen haben.
Tempel des Zeus-Stratios in der archäologischen Stätte von Stratos
Eine Weile später fanden wir noch einen schönen Ort zum wild campen. Am nächsten Tag stießen wir zufällig auf Aitoliko, eine kleine Inselstadt mitten in einer Lagune. Von dort folgten wir einer schönen Route entlang der Küste, bis zu einer beeindruckenden neuen Brücke nach Patras über den Eingang zum Golf von Korinth.
Straße hinab zur Rio-Andirrio-Brücke nach Patras
In Patras haben wir einen Tag Pause gemacht und uns etwas Zeit genommen, um die Stadt zu erkunden. Danach bogen wir Richtung Osten ab, um dem Südufer des Golfs von Korinth zu folgen. Wieder schmiegte sich die Straße die meiste Zeit die malerische Küste entlang, auch wenn unsere Versuche, so nah wie möglich am Wasser zu bleiben, einmal an einer unpassierbaren Flussquerung endeten. Ansonsten war es eine sehr reibungslose Fahrt den ganzen Weg zum Kanal von Korinth, der durch die Landzunge zwischen der Halbinsel Peloponnes und dem Festland schneidet. Anstatt Schleusen zu errichten, wurde eine tiefe Schlucht für den Kanal gegraben, die von den Brücken darüber beeindruckend anzusehen ist.
Aussicht auf den Kanal von Korinth von der Straßenbrücke
Zu diesem Zeitpunkt brauchten wir dringend eine längere, richtige Pause, also nahmen wir den Vorstadtzug nach Athen, wo wir fast eine Woche blieben. Dort hatten wir endlich Zeit für ein paar wichtige Einkäufe und um unsere Fahrräder und Ausrüstung zu warten. Natürlich haben wir uns auch die Akropolis und die meisten anderen wichtigen Sehenswürdigkeiten Athens angesehen. Aber wir haben auch viel Zeit damit verbracht, in unserer netten Airbnb-Wohnung zu entspannen, Weihnachtskekse zu backen, den nächsten Reiseabschnitt zu planen und mit der Nachbarskatze zu spielen.
Von Athen wollten wir mit der Fähre in die Türkei fahren. Es gibt keine Direktverbindungen. Stattdessen muss man eine Fähre zu einer der griechischen Inseln nahe der türkischen Küste nehmen, und von dann mit einer anderen Fähre aufs türkische Festland übersetzen. Nachdem wir die verschiedenen Routen und Fahrpläne gegeneinander abgewogen hatten, entschieden wir uns für einen Zwischenstopp auf der Insel Lesvos, wo wir einen Tag hatten, um die Umgebung der Inselhauptstadt Mytilini zu erkunden. Mytilini ist eine gemütliche, kleine Stadt, in der überall Weihnachtslieder aus den öffentlichen Lautsprechern schallte.
Es vielleicht schwer vorstellbar, aber auf dieser schönen Insel steht das größte Flüchtlingslager Griechenlands in Moria, das laut einer Vielzahl von Quellen in katastrophalem Zustand ist: dreifach überbelegt, voller Gewalt, Abwasser und Müll. Wir waren in Moria, allerdings nur um die beeindruckenden Ruinen des römischen Aquädukts dort zu besichtigen. Nach einer kurzen Radtour über den östlichen Zipfel von Lesvos war es dann Zeit für die Fähre in die Türkei.