Auf in den Pamir

Erstellt am 2019-07-07

Die Gerüchte sind wahr - direkt hinter der Grenze von Usbekistan wurde viel weniger gehupt. Am Grenzübergang lief auch alles reibungslos. Das deutsche Auswärtige Amt rät von diesem Übergang ab, da die tadschikischen Beamten die wenigen, dort passierenden Ausländer schikanieren könnten. Wir hatten jedoch überhaupt keine Schwierigkeiten. Keinerlei Wartezeit und wir wurden auch zum ersten Mal seit Europa einfach durch die Zollkontrolle gewunken! So kamen wir noch rechtzeitig in Tursunzoda, der ersten Stadt hinter der Grenze, an, um Geld zu wechseln. Ursprünglich wollten wir irgendwo zelten, aber als wir ein paar Regentropfen detektierten, haben wir schnell beschlossen, im einzigen Hotel der Stadt zu übernachten. Es handelte sich um ein recht schickes 3-Sterne-Hotel (auch wenn es dort nachts nie fließend Wasser gibt) und es war überraschenderweise auch noch in unserem Budgetrahmen. Wir haben außerdem eine Menge Leute getroffen, die Englisch sprachen und all dies führte dazu, dass wir in diesem Land einen sehr entspannten Start hatten.

Diese Jungs, die an einem Wassermelonen-Stand an der Straße von Tursunzoda nach Duschanbe herumhingen, wollten, dass wir ein Foto von ihnen machen

Diese Jungs, die an einem Wassermelonen-Stand an der Straße von Tursunzoda nach Duschanbe herumhingen, wollten, dass wir ein Foto von ihnen machen

Duschanbe hat nicht so viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, so dass wir uns hauptsächlich auf unsere Routenplanung durch den Pamir und auf die Beschaffung von Proviant, der in den Bergen schwer zu bekommen sein würde, konzentrierten. Genauer gesagt, fanden wir endlich Gaskartuschen für unseren Kocher und außerdem Milchpulver, Haferflocken, Rosinen und Nüsse für unser Frühstück (so dass wir nicht den ganzen Tag Brot essen müssen). Wir kauften so viel von diesen Dingen, dass unsere Packtaschen wieder randvoll waren, obwohl wir eine Tasche mit weniger wichtigen Dingen im Auto von freundlichen Reisenden nach Osh voraussenden konnten.

Reliefmodell von Tadschikistan im Museum der Hisor-Festung. Wir werden größtenteils an der Südgrenze entlangradeln, bevor wir nach Norden zum Kara-Kul-See abbiegen, der in der Ecke oben rechts zu sehen ist. Sieht in diesem Modell gar nicht so steil aus.

Reliefmodell von Tadschikistan im Museum der Hisor-Festung. Wir werden größtenteils an der Südgrenze entlangradeln, bevor wir nach Norden zum Kara-Kul-See abbiegen, der in der Ecke oben rechts zu sehen ist. Sieht in diesem Modell gar nicht so steil aus.

Den ersten Nachmittag in Dushanbe verbrachten wir jedoch mit Bürokratie. Der Pamir ist Teil der Autonomen Provinz Berg-Badachschan, für die Reisende eine spezielle Erlaubnis brauchen. Statt diese Erlaubnis für 20USD extra zusammen mit unserem Visum online zu beantragebmn, wollten wir sie direkt im Büro der Migrationspolizei in Duschanbe für 2USD einholen, was ein einfacher und unkomplizierter Vorgang ist. Kompliziert war es jedoch, eine lokale SIM-Karte zu kaufen, da der Verkäufer der Telefongesellschaft auf einer polizeilichen Registrierung vom selben Polizei-Büro bestand. Die freundlichen Beamten dort teilten uns jedoch mit, dass für unser Visum keine Registrierung möglich ist, und halfen uns sogar, die Angelegenheit mit der Telefongesellschaft zu klären, wofür wir jedoch mehrmals zwischen beiden Büros hin und her laufen mussten. Berichten zufolge hat der tadschikische Präsident/Diktator seinen Beamten befohlen, freundlich zu Touristen zu sein, und kein Schmiergeld zu verlangen. Das gilt jedocch nicht für Afghanen, wie wir feststellen mussten, als der nächste Antragsteller nach uns seinen Reisepass mit Geldscheinen füllte, damit er bearbeitet wird.

Wir sahen durch Zufall eine Probe einer traditionellen, tadschikischen Darbietung vor dem Anyi-Opern-und-Ballett-Theater in Duschanbe

Wir sahen durch Zufall eine Probe einer traditionellen, tadschikischen Darbietung vor dem Anyi-Opern-und-Ballett-Theater in Duschanbe

Es war heiß in Duschanbe und unser Hostel-Zimmer hatte statt der beworbenen Klimaanlage nur einen ziemlich wirkungslosen Verdunstungskühler, so dass wir während unseres Aufenthalts dort katastrophal schlecht geschlafen haben. Wir verließen Duschanbe schließlich ziemlich übermüdet Richtuung Pamir. Es gibt zwei Wege, um von Duschanbe zum ersten größeren Dorf im Pamir, Qalai Khumb, zu gelangen: Die nördliche, direkte Route führt über einen 3000m hohen Pass und sehr schlechte Straßen, auf denen Radfahrer häufig schieben müssen, während die südliche Route länger ist, aber dafür auf überwiegend guten Straßen über einige kleinere Berge führt. Wir entschieden uns für diese südliche, einfachere Option, aber litten dennoch sehr unter der Hitze, besonders bei den Anstiegen. Am dritten Tag nach Duschanbe brach Hannah letztlich aufgrund der Hitze vor einem Hotel in Vose, 20km vor Kulob, das nicht auf der Karte verzeichnet war, zusammen. Es stellte sich heraus, dass das Hotel erst vor zehn Tagen eröffnet worden war und wir die ersten ausländischen Gäste waren. Die Angestellten begrüßten uns enthusiastisch als "distinguierte Gäste", gaben uns einen Rabatt auf das saubere, klimatisierte Zimmer und boten uns darüber hinaus noch Vollpension für unglaubliche 2€ pro Person an. Als Hannah am nächsten Tag mit Fieber aufwachte, war klar, dass wir in diesem Glücksfund noch eine Nacht bleiben würden.

Fabrik am höchsten Punkt der Tunnelumgehung zwischen Duschanbe und Nurak, aus der dicker, giftig aussehender Rauch hervorquillt und in das Tal und die darin liegenden Dörfer zieht

Fabrik am höchsten Punkt der Tunnelumgehung zwischen Duschanbe und Nurak, aus der dicker, giftig aussehender Rauch hervorquillt und in das Tal und die darin liegenden Dörfer zieht

Über dem Fluss Vakhsh in der Nähe von Nurak

Über dem Fluss Vakhsh in der Nähe von Nurak

Der Nurak-See, ein Stausee der vom Nurak-Damm im Vakhsh-Fluss aufgestaut wird

Der Nurak-See, ein Stausee der vom Nurak-Damm im Vakhsh-Fluss aufgestaut wird

Nachdem wir aufgrund der Hitze vor einem Hotel in Vose zusammengebrochen waren, haben wir uns drinnen nach dem Preis für ein Zimmer erkundigt. Es stellte sich heraus, dass das Hotel erst zehn Tage vorher eröffnet worden war und wir die ersten ausländischen Gäste waren. Als "distinguierte Gäste" (so haben sie uns bezeichnet) bekamen wir einen guten Rabatt und außerdem Vollpension für unsere zwei Nächte dort, mit reichlich Essen zu jeder Mahlzeit!

Nachdem wir aufgrund der Hitze vor einem Hotel in Vose zusammengebrochen waren, haben wir uns drinnen nach dem Preis für ein Zimmer erkundigt. Es stellte sich heraus, dass das Hotel erst zehn Tage vorher eröffnet worden war und wir die ersten ausländischen Gäste waren. Als "distinguierte Gäste" (so haben sie uns bezeichnet) bekamen wir einen guten Rabatt und außerdem Vollpension für unsere zwei Nächte dort, mit reichlich Essen zu jeder Mahlzeit!

Auf unserem Weg, vor der Stadt Danghata, kamen wir an dem Denkmal für die Gruppe Radreisender vorbei, die an genau der Stelle for ungefähr einem Jahr von islamistischen Terroristen angegriffen und ermordet oder verletzt worden waren. Dies stand in starkem Gegensatz zu den Leuten, denen wir auf der Straße begegneten und die extrem einladend waren.

Wir befestigen eine Schleife am Denkmal für die Radfahrer, die letztes Jahr an dieser Stelle in der Nähe von Danghara ermordet wurden

Wir befestigen eine Schleife am Denkmal für die Radfahrer, die letztes Jahr an dieser Stelle in der Nähe von Danghara ermordet wurden

Je weiter wir uns von Duschanbe entfernten, desto ruhiger wurde der Straßenverkehr, erst recht nachdem wir Kulob, die letzte größere Stadt auf dieser Straße, hinter uns gelassen hatten und die Berge der letzten Bergkette, die uns noch vom Pamir trennte, hinaufradelten. Es war ein langer, steiler und heißer Anstieg die Berge hinauf, die Straßenverhältnisse wurden zunehmend schlechter und wir waren so erleichtert, als wir ein paar Kilometer vor dem höchsten Punkt eine Quelle erreichten, dass wir gleich direkt daneben unser Zelt aufschlugen. Am nächsten Tag fuhren wir dann weiter die schlechte Schotterpiste zum höchsten Punkt hinauf, wo wir unseren ersten militärischen Checkpoint und dann einige Dörfer auf einem Plateau passierten, bevor es dann eine perfekt asphaltierte Straße den ganzen Weg in ein tiefes, felsiges Tal hinab ging, das der Fluss Pandsch in die Berge geschliffen hatte. Wir waren im Pamir angekommen!

Auf dem Weg die diesigen Berge zwischen Kulob und dem Fluss Pandsch hinauf

Auf dem Weg die diesigen Berge zwischen Kulob und dem Fluss Pandsch hinauf

Die Straßenverhältnisse um den höchsten Punkt der Berge zwischen Kulob und dem Fluss Pandsch wurden zunehmend schlechter und wir mussten unsere Räder an einigen steileren Abschnitten schieben

Die Straßenverhältnisse um den höchsten Punkt der Berge zwischen Kulob und dem Fluss Pandsch wurden zunehmend schlechter und wir mussten unsere Räder an einigen steileren Abschnitten schieben

Endlich erreichen wir den Fluss Pandsch, der die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan bildet

Endlich erreichen wir den Fluss Pandsch, der die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan bildet