Wir schreiben diesen Blogeintrag während draußen vor unserem Hotel in Istanbul der Schnee fällt. Das relativ warme Wetter, dass wir in Griechenland noch genießen konnten, ist nun definitiv vorbei und nördliche und östliche Winde pusten kalte, kontinentale Luft entgegen unserer Fahrtrichtung. Hier in Istanbul ist es tatsächlich das erste Mal auf dieser Tour, dass wir den Schnee fallen sehen, aber wir hatten schon etwas Schnee am Boden hier und da auf dem Weg hierher. Von Ayvalik sind wir die ägäische Küste entlang nach Akçay gefahren, dann ins Inland nach Balιkesir abgebogen, und dann Richtung Norden nach Bandιrma für die Fähre über das Marmarameer nach Istanbul. Meistens sind wir große und eher langweilige Straßen entlang gefahren und es hat viel geregnet, daher hat das Radfahren in der Türkei bisher nicht so viel Spaß gemacht.
Ein sehr müder Heiko auf der Straße von Akçay nach Balıkesir
Was die Stimmung aber gehoben hat, waren die Begegnungen mit den Leuten in diesem Land, seien es unsere Couchsurfing/Warmshowers-Gastgeber oder zufällige Begegnungen auf der Straße. Schon in den ersten paar Tagen in der Türkei wurden wir von mehr Gastgebern willkommen geheißen als in jedem der drei vorherigen Ländern. Wir wurden mit Essen versorgt (was mehr ist als wir je von Gastgebern erwarten würden - normalerweise kochen wir gerne für unsere Gastgeber) und konnten uns an einem warmen Ort erholen, was für uns schon fast Luxus ist, da die meisten Unterkünfte ab der kroatischen Küste keine richtige Heizung hatten. Sogar wenn uns jemand nicht selbst bei sich aufnehmen konnte, wurde oft versucht, uns Alternativen anzubieten, und z.B. Freunde zu fragen oder günstige Hotels zu finden. Wir haben uns hier sehr gut umsorgt gefühlt!
Dann sind da die zufälligen Begegnungen. Der Mann der für unseren Çay (Tee) und unsere Simit (Brotkringel) in einem kleinen Dorfcafé bezahlt. Die Polizisten an einer Tankstelle, die uns nach unserem Toilettenbesuch abfangen, uns Kaffee und Snacks geben und uns ins Tankstellenbüro setzen, wo wir uns (mit Hilfe von Übersetzungs-Apps) eine halbe Stunde mit ihnen unterhalten. Diese Begegnungen lassen die Tage in Erinnerung bleiben.
Unsere Fähre nach Istanbul ist ziemlich lange die Küste der Stadt entlang gefahren bevor wir am Fähr-Terminal in der Altstadt ankamen. Istanbul ist eine riesige Stadt mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, aber wir haben die meiste Zeit im kompakten touristischen Zentrum der Altstadt verbracht. Manche der touristischen Highlights waren nur einen kurzen Fußweg von unserem Hotel entfernt: Die gewaltige Hagia Sophia Kirche/Moschee/Museum, die Blaue Moschee, der Topkapι-Palast, der Große Bazaar und mehr. Wir hatten eine weitere interessante kostenlose Stadtführung und haben die restliche Zeit dann die Gegend auf eigene Faust erkundet. Wir haben auch eine kleine Tour per Fähre die schmale Bosporus-Meerenge hinauf und hinab gemacht und hatten vom Schiff aus Aussicht auf die Brücken über den Bosporus und die Paläste und anderen beeindruckenden Gebäude an den Ufern. . Wir haben sogar Delfine gesehen!
Brücke der Märtyrer des 15. Juli, die älteste der drei Bosporusbrücken
P.S. Diesen Artikel fertig zu schreiben hat letztendlich bis zur Schwarzmeerküste gedauert, der wir bis Georgien folgen werden. Auf unserem Weg aus Istanbul haben sind wir mit der Fähre auf die asiatische Seite übergesetzt und sind an der Küste des Marmarameers entlang (und etwas weiter) bis Sakarya gefahren, bevor wir nach Norden zum Schwarzen Meer abgebogen sind. Es hat so lange gedauert, diesen Artikel zu schreiben, weil wir zwischen Istanbul und hier wieder jede einzelne Nacht Gastgeber hatten und einfach keine Zeit gefunden haben, uns mit so banalen Dingen wie dieser ollen Website zu beschäftigen 😛. In Sakarya haben wir im Sakarya Bicycle House übernachtet, welches vom örtlichen Fahrradclub betrieben wird und Radreisenden kostenlose Unterkunft anbietet. Wir hatten einen sehr interessanten Abend mit einigen der Mitglieder.
P.P.S. Falls ihr die nächsten Wochen nichts von uns hört, keine Sorge, wir wurden wahrscheinlich bloß von ein paar freundlichen Türken entführt, werden mit Essen vollgestopft und trinken Tee in einem warmen Haus :D